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WALDEMAR Kein Nazi - Kein Held - Kein Ruhm Hundert Jahre kleiner Mann in Deutschland (1918 bis 2018)
Hundert Jahre kleiner Mann in Deutschland (1918 bis 2018)
Wie war es wirklich in den letzten hundert Jahren in Deutschland? Welchen Alltag lebte ein „Kleiner Mann“? Die Geschichten aus Waldemars Leben erzählen es. Sie stehen stellvertretend für viele Schicksale seines Jahrganges 1918.
Der Leser wird ohne Rührseligkeit, aber nicht gefühllos, mitgenommen auf eine lange Lebensreise. Er begreift die Prägungen durch eine tief religiöse Kindheit in Masuren und eine an den Kriegsfronten verbrachten Jugend. Illustrationen mit alten Fotos und Dokumenten veranschaulichen die jeweilige Zeit.
Ein Held war Waldemar nicht, sein einziges Heldentum war die Widerstandskraft gegenüber der Nazi-Ideologie, seine Weigerung, zu töten und seine vorzeitige Rückkehr aus dem Krieg. Aber nicht Larmoyanz, sondern zumeist humorvolle Distanz ist das Kennzeichen der erzählten Lebensgeschichte.
Der zweite Teil enthält Waldemars Tagebuchaufzeichnungen aus dem letzten, hundertsten Lebensjahr. Die Wahrnehmungen verengen sich hier auf das allernächste Umfeld, gleichzeitig schimmern die alten Erfahrungen von Entbehrung durch. Bis zu seinem Ende bewahrt er sich seine oft ironische Betrachtung des Alltags.
Diese Biografie zeigt, wie sehr unser Leben geprägt wird von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und wie winzig die Nischen sind, die dem Kleinen Mann bleiben, sich politischer Diktatur und dem Mainstream zu entziehen.
Gerda Greschke-Begemann
Ich wurde 1952 geboren und wuchs auf in der bleiernen Zeit der 50er und frühen 60er Jahre im kleinbürgerlichen Milieu einer westfälischen Kreisstadt. Kein Wunder, dass ich mich früh nach der “weiten Welt” sehnte. Gleich nach dem Abitur habe ich mit 19 Jahren geheiratet, wurde zwei Mal Mutter (1973 und 1986) und führte trotzdem ein sehr abwechslungsreiches Leben mit meiner Familie an unterschiedlichen Orten der Welt bis zum Tod meines Mannes. Studiert habe ich Landespflege, Englisch, Publizistik und Psychologie. Eine weitere Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau folgte später, die Berufspraxis war desillusionierend, daher konzentriere ich mich seit einigen Jahren auf das, was ich immer schon gern getan habe: Schreiben. Diese Leidenschaft hat mich durchs ganze Leben begleitet. Neben diversen Jobs oder Engagement in Politik und Gewerkschaft habe ich immer Geschichten und Gedichte geschrieben, verfasste Beiträge und Glossen für politische Magazine sowie Reiseberichte und andere Beiträge für die lokale Presse. Heute schreibe ich Krimis, Fantasy, Sachbücher und besonders gerne Lyrik und Kurzgeschichten.
Rezension zu “Waldemar”, verfasst von Mony Mürr
Wer eine Biografie im üblichen Sinne erwartet, wird enttäuscht sein, dennoch lohnt es sich, das Buch zu lesen.
Es handelt sich um die Lebensgeschichte eines einfachen Mannes, geschrieben in einfachen Worten. In kleinen Geschichten werden die fast einhundert Jahre von Waldemars Leben erzählt, wobei der Schwerpunkt auf den Kriegsjahren liegt. Trotz des Er-Erzählers hat man fast den Eindruck, Waldemar selbst erzählen zu hören. Ich fühlte mich durch die einfache Erzählweise stellenweise an meine Kindheit erinnert, als ich abends bei den Großeltern saß und sie vom Leben früher, und manchmal auch vom Krieg, erzählt haben.
Ergänzt wird das Buch durch Bilder und Dokumente und durch Waldemars Tagebucheinträge im letzten Lebensjahr. Manchmal wechselt die Perspektive zu Irmgard, der Ehefrau, manches wiederholt sich, aber man spürt die liebevolle Sorgfalt, mit der die Autorin dieses Buch geschrieben hat.
Das Buch ist zu empfehlen für Leser, die sich für die Erlebnisse gewöhnlicher Menschen in der Nazi-Zeit und deren Auswirkungen auf das Leben nach dem Krieg interessieren. Ein Dokument deutscher Zeitgeschichte aus einer sehr persönlichen Sicht, das vielleicht auch hilft, die eigenen Eltern und (Ur)Großeltern besser zu verstehen.
Historisch Biografie